Hallo ihr! Nach Stunden stillen Mitlesens konnte ich jetzt nicht mehr widerstehen und meinen Senf hinzufügen.
Zuerst mal zu meiner Fahrzeughistorie, damit man meine Anmerkungen besser einordnen kann. Angefangen hat es mit einem 1996 er Ford Ka 1.3 mit 50 PS, dann folgte ein BMW 523i E39 mit 170 PS, zwischendurch (Winterautos) gab es einen VW Polo 86C 1.3 von 1992 mit 54 PS und einen Mazda 121 1.3 DB von 1991 mit 72 PS. Als Arbeitsauto hatte ich auch einen Fiat Doblo 1.2 von 2001 mit 65 PS, beruflich fahre ich Fiat Punto Mk1 1.2 von 1999 mit 60 PS, VW Up 1.0 von 2013 mit 60 und 75 PS, sowie Fiat Panda Mk2 1.2 mit 69 PS von 2011.
Als mal eines der Firmenfahrzeuge ausgefallen war, wurde ein Ford Focus Mk3 1.0 Eco Boost mit 100 PS ausgeliehen, privat habe ich mir interessehalber mal einen Fiesta Mk7 1.0 Eco Boost mit ebenfalls 100 PS ausgeliehen, kurz durfte ich auch mal den Neuwagen eines Arbeitskollegen fahren, das war ein Mazda 3 G120 Skyactiv. Ich möchte hier nun versuchen, den Charakter dieses Motors zu beschreiben.
Von der Laufkultur des VW Up regelrecht schockiert, ging ich mit starken Vorbehalten an gerade diesen Motor, der ja bekanntlich mehrere "Engine of the Year" - Awards erhalten hat und auch sonst in der Presse hochgelobt wurde, heran. Und sie wurden anfangs nicht bestätigt, denn der 1.0 Eco Boost ist, egal ob im Fiesta, oder im Focus, im Leerlauf wirklich flüsterleise und beinahe vibrationsfrei, ganz anders, als man bisherige R3 - Motoren kennt. Auch akustisch kann man von innen nicht abschätzen, ob dort ein R3 oder ein R4 arbeitet, selbst wenn man die Ohren übertrieben spitzt. Nur wenn man von außen an das Endrohr hört, erkennt man den typischen R3 - Beat.
Also dann Gang eingelegt und los. Akustisch wird dann gleich klar: R3 - Motor, typisches Schnattern, wenngleich leise. Die Meldungen, dann man diesen Motor akustisch nicht als solchen erkennen kann, sind also definitiv falsch. Die automatische Drehzahlerhöhung, die mir beim Focus Mk3 aufgefallen ist, erleichtert das Anfahren, denn im Saugbereich, welcher glücklicherweise recht zügig überschritten wird, hat der Motor hubraumbedingt nicht viel Schmackes. Ab knapp über 1000 U/min. legt der Motor energisch los, zieht mit unwiderstehlichem Durchzug durch, wird auch beim Ausdrehen kaum laut, ist drehfreudig bis zum Begrenzer, dazu obenherum angenehm tönend. Ein fantastische Maschine, könnte man meinen...
...wenn da nicht die Sache mit der Laufkultur wäre. Denn dieser Motor zeigt gegensätzliche Seiten, wie man sie bei kaum einem anderen Motor finden dürfte. Im Leerlauf übertrieben leise, beim Ausdrehen angenehm kernig, dabei nicht zu laut, aber beim sparsamen Fahren... OMG. Zitterig, wirklich extrem dröhnend, einfach ein schrecklicher Motor, sobald die Drehzahl unter ca. 2000 U/min. fällt und man ein gewisses Lastniveau überschreitet. Innerstädtisch quasi ein Dauerzustand.
Um den Verbrauch zu testen, blieb nicht genug Zeit. Wenn ich jedoch sehe, dass Mazda´s Gegenstück zur 125 PS - Version des 1.0 Eco Boost, der G120 Skyactiv, trotz des doppelten Hubraums, trotz "fehlendem" Turbolader, trotz bei 5 PS weniger Leistung deutlich besserer Fahrleistungen den gleichen NEFZ - Verbrauch, einen minimal günstigeren Spritmonitor - Wert, sowie deutlich günstigere (bis zu 0,5 l / 100 km) Werte bei mehreren Vergleichstests von Automobilzeitschriften bietet - das alles bei besserem Ansprechverhalten, die Erfüllung der Euro 6d TEMP ohne verstopfungsanfälligen OPF und bei besserer Laufkultur - scheint dieser Motor nicht das Ei des Kolumbus zu sein. Es ist offenbar einfach eine für den Hersteller günstige Möglichkeit, den Flottenverbrauch zu senken. In der Auto, Motor & Sport habe ich einmal einen sehr interessanten Vergleichstest gesehen, Ford Mondeo Mk5 1.0 Eco Boost mit 125 PS gegen Ford Mustang 5.0 V8 TI-VCT mit 421 PS. Minderverbrauch bei sehr gemütlicher Fahrweise auf der Landstraße: Keine 2 Liter auf 100 km. Da stellt sich doch irgendwann die Frage, welche Motorgröße für welches Fahrzeugformat gesamtheitlich gesehen für alle Parteien am sinnvollsten ist. Ein 1 - Liter - Motor in einem bis zu 1,5 Tonnen wiegenden Fahrzeug ist es meines Erachtens nicht.