Cupra Leon ST EVO 310

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Fahrzeug(e)
SEAT Leon ST Cupra 300 4Drive; Skoda Octavia Combi 1.6 TDI Ambition
Garagenstellplatz1
[1]
Garagenstellplatz2
[2]
Hallo zusammen. Mein Auto stand nun ungeplant 1,5 Wochen beim Autohändler, weil die Werkstatt beim Service eine gröbere Beschädigung verursachte und das Ersatzteil nicht sofort lieferbar war. War für mich sehr ärgerlich, aber die Werkstatt wollte es mir mit diesem Ersatzwagen, sowie einer Gutschrift (wie auch immer die aussieht) versüssen. Somit hatte ich die Gelegenheit einen Cupra Leon ST EVO 310 fahren zu können. Quasi den Nachfolger meines Autos.

Aussendesign:

Ja nun, an sich ein ziemlich schicker Wagen, wenn man sich an die Front gewöhnt hat. Sie baut mir zu hoch auf/fällt zu steil ab und wirkt weniger harmonisch als die des Vorgängers. Das Heck hingegen gefällt mir eigentlich sehr gut. Vor allem das die Heckklappe bündig mit der Stossstange abschliesst ist gelungen. Highlight ist natürlich das durchgezogene Leuchtband. Die 4 Endrohre passen hier ziemlich gut, wobei ich es auch dezenter mit einem links und einem rechts gut finden würde (gibt es aber wohl nur für den FWD mit 245 PS ohne Hybrid).

Bei der Seitenansicht sticht einem sofort ins Auge, das er serienmässig zu hoch ist und fast 11 Zentimeter länger als der Vorgänger daher kommt. Auch durch den längeren Radstand wirken selbst 19 Zöller verhältnismässig klein.

Vor allem aber durch die Farbe erscheint der Wagen ziemlich edel und sportlich. Sie verstärkt die Konturen gekonnt und in live kommt der Wagen bulliger daher als er ist.

Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Die Farbe ist sicher extrem empfindlich und selbst kleine Kratzer sieht man extrem. Wäre nix für Papa.

Innenraum und Ausstattung:

Der Innenraum wird dominiert durch die Sportsitze, auf denen man hervorragend sitzt und den grossen Bildschirm in der Mitte. Zudem kommen noch viele schicke Cupra Design-Gimmicks hinzu. Vor allem das kantige Transformerzeichen sticht heraus. Im Grossen und Ganzen ist der Innenraum schick geraten. Leder in den Türen, ein sehr schickes Lederlenkrad, welches extrem gut in der Hand liegt, natürlich unten abgeflacht, Teilleder Sportsitze, ein in der Nacht nerviges aber totschickes Lichtband und vieles mehr. Die Schaltpaddel aus Legoplastik passten irgendwie nicht so richtig.

Oberhalb der Handschuhfachlinie und an den Türen oberhalb der Armauflage wirkt es sehr wertig und gar edel. Aber nur ganz wenige Zentimeter darunter fragt man sich, wieso haben die Buchhalter so viel Einfluss. Sehr schade und aus meiner Sicht sogar ein Rückschritt zum Vorgänger.

Ausstattungstechnisch hat der Wagen eigentlich so gut wie Alles, ausser Panorama. Elektrische Sitze waren toll. Denn immer wenn meine Holde fährt, müsste ich mir die Beine amputieren um ohne Zwang einsteigen zu können. Zudem fällt das Gepumpe von ganz oben, nach ganz unten weg. Traumhaft und ist im nächsten Wagen Pflicht. Ich glaube die Elektromotörchen der Verstellung mussten selten so viel arbeiten. ;)

Platz ist in der Hütte auch spürbar mehr. Vor allem hinter den Sitzen und im Kofferraum ist der Zuwachs deutlich spürbar

Zu guter Letzt kommen wir zum aus meiner Sicht gravierendsten Unterschied im Innenraum und auch den mit Abstand nervigsten Punkt, dem ich einen separaten Abschnitt widmen möchte:

Bedienung:

Trotz mehrfachen Update ist und bleibt die Bedienung eine einzige Katastrophe wie schon im normalen Leon 4. Doch die Krönung ist die Tatsache das man während der Fahrt nur die Favoriten Menüs aufrufen kann. Was das heisst, möchte man während der fahrt den Klang des Audiosystems verstellen, müsste man in die App-Übersicht, diese wird aber „zur Erhöhung der Fahrsicherheit“ ausgeblendet. Ja habts ihr noch alle? Ich muss in 3 Menüs um den Start-Stopp oder Lane Assist auszustellen, kann die Lüftergeschwindigkeit erst nach 2 Klicks ändern und von der Navifunktion ganz zu schweigen. Aber eine App öffnen, welche mir ermöglicht etwas mehr Bass zu haben ist dann zu viel des Guten?

Zumal die Touch Sensitivität zu wünschen übrig lässt, kein Feedback vorhanden ist und man an Stellen drücken muss, wo man es nicht erwartet (Beispiel Heizung und Lüftung).

Was auch ein Graus ist die Temporegelung mit Tempomat und der hypersensible Lane-Assist, welcher den Unterschied in Baustellenlinien auf der AB nicht immer kennt. Der Tempomat beginnt oft viel zu früh das Tempo zu reduzieren wenn die nächste geringere Geschwindigkeit kommt oder bremst viel zu früh vor Kreiseln ab. Und der Lane Assist lenkt schon mal Richtung Baustelle statt auf der Spur zu bleiben. Zudem ist die Schilderderkennung nicht genau und deshalb befürchte ich ISA wird für viele ein Unding werden.

Fahren und Bremsen:

Kommen wir zum Besten an dem Auto. Dann wenn man sich aufs Fahren konzentrieren kann, nachdem man nach „jedem“ verdammten Start die Assis stummgelegt hat.

Wie schon beim Vorgänger:

2 Liter R4
310 PS
400 NM
Allrad
7 Gang DSG

Motor auf Cupra, Fahrwerk auf Sport, Lenkung auf Cupra, Sound auf Comfort und Allrad auf Sport war mein Weg der auch im Alltag funktionierte. Denn die vordefinierten Modi, waren entweder zu wabbelig wie ne leicht übergewichtige Informatikerin in Comfort, zu unausgewogen wie die Ernährung eines Veganers in Sport und viel zu laut und furzlastig, in Cupra wie ich nach mexikanischem Essen und Tiquila-Bier.

Was mich allerdings sehr erstaunt hat, war das was hinten raus kam, also aus dem Auto und zumindest bis 3500 U/min. Der hat recht Lärm gemacht und selbst im Comfort kam ab und an so ein Popcorn-Blubbern. War ehrlich gesagt ganz lustig und brachte das gehässige Schmunzeln eines Giftzwerges in mir hervor.
Aber der Sound Generator im Sport oder Cupra Modus war völlig überzogen. Das was bei mir Cupra ist, war dort Sport und das was dort Cupra ist, ist hier einfach nur scheissnerviger Rotz.

Sitzposition ist wie schon gesagt super, besser als im Vorgänger auf jeden Fall, Sicht nach vorne etwas mühsamer, wegen dem hohen Bug. Aber schnell dran gewöhnt und gemütlich los geeiert. Ja, geeiert. Die Lenkung ist selbst in Cupra viel zu leichtgängig, entkoppelt aber sehr direkt, was extrem Unruhe rein bringt. Erinnert mich stark an die Lenkung vom 225xe und passt so gar nicht zum extrem gelungen Fahrwerk.

Und nun kommen wir zur absoluten Stärke des Wagens. Das Fahrverhalten. Gemütlich gefahren bügelt der Wagen die Strasse viel besser weg als der Vorgänger, lässt sich aber spielerischer in Kurven werfen. Und das Beste, er untersteuert so gut wie nicht, sondern tendiert eigentlich immer zum rutschen über alle 4 wenn es ans Limit geht. Das hat mich echt positiv gestimmt. Das Fahrwerk könnte mehr als die 310 PS vertragen, genau wie die Bremse. Man hat sich oft mehr Power gewünscht, zumal der Wagen untenrum etwas geschwächelt hat. Ist natürlich schwer vergleichbar, da meiner ja viel früher drückt. Das DSG hat seine Sache ganz gut gemacht, vor allem im manuellen Modus war es ganz flott, wenngleich der letzte Kick gefehlt hat. In D war er etwas zu zögerlich und in S zu nervös. War ja beim Vorgänger schon so und da kann man ja nachhelfen.

Die Bremse hatte nie auch nur das Anzeichen von Ermüdung gezeigt und machte locker mit. So bin ich eigentlich immer so kurvig wie möglich unterwegs gewesen, zum Leidwesen meiner Holden.

In der Summe muss ich sagen, der Wagen ist mit Sicherheit flotter in Kurven zu bewegen und würde wohl auf der Rennstrecke dem Vorgänger ordentlich eine einschenken. Leider fehlt ihm die Direktheit und das satte Gefühl des Vorgängers im direkten Vergleich.

Nach gut 600 km und gut 1 Liter Mehrverbrauch im Schnitt (liegt wohl an den Kurven) ist mein Fazit:

Grosser, schicker Kombi, mit Komfort, viel Platz, genialem Kurvenverhalten, ordentlich Leistung aber einem gravierenden Mangel: Die Bedienung. Und der letzte Punkt ist für mich das KO Kriterium neben den nervigen Assis.


Hier ein paar Bilder, die Werbung habe ich laienhaft mit Paint entfernt:

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