UnimatrixZero
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Bei Alfa scheint sich ja etwas zu tun, wobei das auch bitter nötig ist, wenn die Marke überleben soll. Mit dem derzeitigen Sortiment (vom 4C mal abgesehen) ist Alfa Romeo noch nicht mal mehr ein Schatten seiner selbst. Auf alle Fälle finde ich es gut, daß man eine neue Heckantriebsplattform entwickelt.
[article=http://www.spiegel.de/auto/aktuell/alfa-romeo-diese-modelle-sollen-die-marke-wieder-in-schwung-bringen-a-974972.html]Neustart bei Alfa Romeo: Fünf Milliarden auf Rot
Von Tom Grünweg
Jetzt oder nie: Mit fünf Milliarden Euro und acht neuen Modellen will das Mutterhaus Fiat die erfolglose Tochtermarke Alfa Romeo wieder fit machen. Bis es so weit ist, sollen zwei getunte Sondermodelle die Fans bei Laune halten.
Ein Absatzeinbruch um 56 Prozent allein im vergangenen Jahr, erschütternde Zulassungszahlen und ein auf drei Baureihen ausgedünntes Angebot - die Marke Alfa Romeo ist am Boden. Jetzt jedoch keimt mal wieder Hoffnung auf, und diesmal scheint die Konzernmutter Fiat es tatsächlich ernst zu meinen. Ein fünf Milliarden Euro schweres Investitionsprogramm und acht neue Modelle bis 2020 sollen die Traditionsmarke reanimieren. Mehr noch: Alfa Romeo soll neben Jeep zur zweiten Weltmarke im Fiat-Chrysler-Konzern aufgebaut werden.
Als Zwischenziel nannte Konzernchef Sergio Marchionne 400.000 verkaufte Autos im Jahr 2018 (zuletzt waren es weniger als 75.000) und eine Positionierung als sportliche Alternative in der gehobenen Mittelklasse. Ganz wichtig: Alfa soll wieder Profit einfahren.
Für die Umsetzung der Strategie ist Harald Wester verantwortlich. Der ehemalige VW-Ingenieur ist Marchionnes rechte Hand, Chefentwickler des Konzerns und Präsident von Alfa Romeo sowie Maserati. Mit hochfliegenden Plänen ist er vertraut - bei Maserati ist der Aufschwung in vollem Gange.
Als Nächstes also ist Alfa dran. Im Mittelpunkt des Comebacks sollen überzeugende Autos stehen, sagt Wester. Mit den bisherigen Modellen ist der Chef durchweg unzufrieden. Ein Nissan Pulsar als Alfa Arna und ein Fiat Croma als Alfa 164 - das sind für Wester Tiefpunkte, die sich nicht wiederholen dürfen. "Wir haben unsere DNA verloren und müssen sie jetzt wiederbeleben", erklärt er.
Das sogenannte Badge-Engineering, einfach ein bestehendes Auto unter einer anderen Marke zu verkaufen, hat der Schwestermarke Lancia gerade das letzte Licht ausgeknipst. Zuletzt war der Lancia Thema nichts anderes als ein Chrysler 300. Diese Strategie schließt Wester für Alfa Romeo aus. Stattdessen verspricht er "authentische Alfa". Marchionne geht sogar noch weiter: "Alle Alfa werden aus Italien kommen." Damit ist der Plan, den künftigen Alfa Spider als Zwilling des nächsten Mazda MX-5 zu entwickeln, wohl vom Tisch.
Geheimprojekt "Giorgio"
Wie Alfa Romeo werden soll, demonstriert der aktuelle Alfa-Sportwagen 4C. Das Coupé mit der Karbonkarosserie gilt als die Reinkarnation des puristischen Leichtbau-Sportwagens und zugleich als schallende Ohrfeige für die Technokraten in Wolfsburg, Ingolstadt oder Zuffenhausen. Dort wird zwar seit Jahren von so einem Sportwagen geredet, doch gebaut wird er von der Krisenmarke eines nicht gerade kerngesunden Konzerns. Ein Problem gibt es dennoch mit dem 4C: Die jährliche Produktionskapazität liegt bei lediglich 3500 Exemplaren, und in Deutschland beträgt die Wartezeit auf das Auto schon zwei Jahre.
Wester muss also den Esprit und Stil dieses Autos so schnell wie möglich in Großserie bringen. Damit das gelingt, wurden 200 Ingenieure in einer Werkshalle in der Nähe von Modena zusammengezogen mit dem Auftrag, eine neue Heckantriebsplattform zu entwickeln. Der Codename des Projekts lautet "Giorgio", und wenn es fertig ist, sollen auf dieser Basis eine Mittelklasse-Baureihe mit Limousine und Kombi, eine große Limousine sowie zwei SUV-Baureihen entstehen. Auch in der Kompaktklasse will Alfa weiter mitmischen, das Segment der Kleinwagen aber künftig Fiat überlassen.
Zwei Sondermodelle im Krawallo-Look
Die aktuellen Modelle Giulietta und Mito bleiben nach diesem Plan auf der Strecke. Doch weil es bis zur Premiere der ersten Autos auf der "Giorgio"-Plattform noch zwei Jahre dauern wird, werden Mito und Giulietta jetzt durch Tuning-Varianten namens "Quadrofoglio Verde" frisch gehalten. Das grüne Kleeblatt ist so etwas wie das Sportabzeichen von Alfa Romeo, seit Ugo Sivocci 1923 kurz vor dem Start zum legendären Rennen Targa Florio ein vierblättriges Kleeblatt auf die Motorhaube seines Alfa RL pinselte und prompt den ersten wichtigen Sieg für die damals junge Marke einfuhr.
Mito und Giulietta erhalten mit dem Kleeblatt-Logo ein leicht modifiziertes Design, eine strammere Fahrwerksabstimmung, einen kernigeren Sound und vor allem potentere Motoren. So röhrt im 23.500 Euro teuren Mito QV ein auf 170 PS getunter 1,4-Liter-Zylinder, und im Giulietta QV (ab 32.500 Euro) steckt der 1,8-Liter-Vierzylinder aus dem Sportwagen 4C.
Auch wenn die beiden Autos lediglich potente Nischenmodelle mit befristeter Perspektive sind, passen sie ganz gut zur aktuellen Situation. Denn Grün ist schließlich die Farbe der Hoffnung, und das Glück des vierblättrigen Kleeblatts kann Alfa Romeo nun wirklich gut gebrauchen.
Kann Alfa wieder Sehnsucht wecken?
Die Strategie sei schon mal stimmig, sagt Paolo Tumminelli, der in Köln als Designprofessor arbeitet und die Markenberatung Goodbrands betreibt. Zudem ist der gebürtige Mailänder quasi von Geburts wegen ein Alfa-Fan. Tumminelli hält die Separierung der Marken im Fiat-Konzern für schlüssig: "Es gibt schon genügend Vollsortimenter wie VW, Toyota oder mittlerweile sogar BMW und Mercedes, die vom Kleinwagen bis zur Luxuslimousine das gesamte Portfolio abdecken. Das darf Marchionne mit seinen Marken gar nicht erst versuchen." Schlauer sei es, jede einzelne Marke zu spezialisieren, um so unterschiedliche Kundenwünsche im Konzern abzudecken.
Tatsächlich komme es nun auf die neuen Alfa-Modelle an. "Niemand hat auf einen Alfa Romeo gewartet, weil ihm BMW, Audi, Mercedes oder Jaguar kein passendes Auto bieten können", sagt er, "sondern wenn man einen Alfa kauft, dann aus Sehnsucht. Und die müssen die neuen Autos erst wieder wecken."[/article]
[article=http://www.spiegel.de/auto/aktuell/alfa-romeo-diese-modelle-sollen-die-marke-wieder-in-schwung-bringen-a-974972.html]Neustart bei Alfa Romeo: Fünf Milliarden auf Rot
Von Tom Grünweg
Jetzt oder nie: Mit fünf Milliarden Euro und acht neuen Modellen will das Mutterhaus Fiat die erfolglose Tochtermarke Alfa Romeo wieder fit machen. Bis es so weit ist, sollen zwei getunte Sondermodelle die Fans bei Laune halten.
Ein Absatzeinbruch um 56 Prozent allein im vergangenen Jahr, erschütternde Zulassungszahlen und ein auf drei Baureihen ausgedünntes Angebot - die Marke Alfa Romeo ist am Boden. Jetzt jedoch keimt mal wieder Hoffnung auf, und diesmal scheint die Konzernmutter Fiat es tatsächlich ernst zu meinen. Ein fünf Milliarden Euro schweres Investitionsprogramm und acht neue Modelle bis 2020 sollen die Traditionsmarke reanimieren. Mehr noch: Alfa Romeo soll neben Jeep zur zweiten Weltmarke im Fiat-Chrysler-Konzern aufgebaut werden.
Als Zwischenziel nannte Konzernchef Sergio Marchionne 400.000 verkaufte Autos im Jahr 2018 (zuletzt waren es weniger als 75.000) und eine Positionierung als sportliche Alternative in der gehobenen Mittelklasse. Ganz wichtig: Alfa soll wieder Profit einfahren.
Für die Umsetzung der Strategie ist Harald Wester verantwortlich. Der ehemalige VW-Ingenieur ist Marchionnes rechte Hand, Chefentwickler des Konzerns und Präsident von Alfa Romeo sowie Maserati. Mit hochfliegenden Plänen ist er vertraut - bei Maserati ist der Aufschwung in vollem Gange.
Als Nächstes also ist Alfa dran. Im Mittelpunkt des Comebacks sollen überzeugende Autos stehen, sagt Wester. Mit den bisherigen Modellen ist der Chef durchweg unzufrieden. Ein Nissan Pulsar als Alfa Arna und ein Fiat Croma als Alfa 164 - das sind für Wester Tiefpunkte, die sich nicht wiederholen dürfen. "Wir haben unsere DNA verloren und müssen sie jetzt wiederbeleben", erklärt er.
Das sogenannte Badge-Engineering, einfach ein bestehendes Auto unter einer anderen Marke zu verkaufen, hat der Schwestermarke Lancia gerade das letzte Licht ausgeknipst. Zuletzt war der Lancia Thema nichts anderes als ein Chrysler 300. Diese Strategie schließt Wester für Alfa Romeo aus. Stattdessen verspricht er "authentische Alfa". Marchionne geht sogar noch weiter: "Alle Alfa werden aus Italien kommen." Damit ist der Plan, den künftigen Alfa Spider als Zwilling des nächsten Mazda MX-5 zu entwickeln, wohl vom Tisch.
Geheimprojekt "Giorgio"
Wie Alfa Romeo werden soll, demonstriert der aktuelle Alfa-Sportwagen 4C. Das Coupé mit der Karbonkarosserie gilt als die Reinkarnation des puristischen Leichtbau-Sportwagens und zugleich als schallende Ohrfeige für die Technokraten in Wolfsburg, Ingolstadt oder Zuffenhausen. Dort wird zwar seit Jahren von so einem Sportwagen geredet, doch gebaut wird er von der Krisenmarke eines nicht gerade kerngesunden Konzerns. Ein Problem gibt es dennoch mit dem 4C: Die jährliche Produktionskapazität liegt bei lediglich 3500 Exemplaren, und in Deutschland beträgt die Wartezeit auf das Auto schon zwei Jahre.
Wester muss also den Esprit und Stil dieses Autos so schnell wie möglich in Großserie bringen. Damit das gelingt, wurden 200 Ingenieure in einer Werkshalle in der Nähe von Modena zusammengezogen mit dem Auftrag, eine neue Heckantriebsplattform zu entwickeln. Der Codename des Projekts lautet "Giorgio", und wenn es fertig ist, sollen auf dieser Basis eine Mittelklasse-Baureihe mit Limousine und Kombi, eine große Limousine sowie zwei SUV-Baureihen entstehen. Auch in der Kompaktklasse will Alfa weiter mitmischen, das Segment der Kleinwagen aber künftig Fiat überlassen.
Zwei Sondermodelle im Krawallo-Look
Die aktuellen Modelle Giulietta und Mito bleiben nach diesem Plan auf der Strecke. Doch weil es bis zur Premiere der ersten Autos auf der "Giorgio"-Plattform noch zwei Jahre dauern wird, werden Mito und Giulietta jetzt durch Tuning-Varianten namens "Quadrofoglio Verde" frisch gehalten. Das grüne Kleeblatt ist so etwas wie das Sportabzeichen von Alfa Romeo, seit Ugo Sivocci 1923 kurz vor dem Start zum legendären Rennen Targa Florio ein vierblättriges Kleeblatt auf die Motorhaube seines Alfa RL pinselte und prompt den ersten wichtigen Sieg für die damals junge Marke einfuhr.
Mito und Giulietta erhalten mit dem Kleeblatt-Logo ein leicht modifiziertes Design, eine strammere Fahrwerksabstimmung, einen kernigeren Sound und vor allem potentere Motoren. So röhrt im 23.500 Euro teuren Mito QV ein auf 170 PS getunter 1,4-Liter-Zylinder, und im Giulietta QV (ab 32.500 Euro) steckt der 1,8-Liter-Vierzylinder aus dem Sportwagen 4C.
Auch wenn die beiden Autos lediglich potente Nischenmodelle mit befristeter Perspektive sind, passen sie ganz gut zur aktuellen Situation. Denn Grün ist schließlich die Farbe der Hoffnung, und das Glück des vierblättrigen Kleeblatts kann Alfa Romeo nun wirklich gut gebrauchen.
Kann Alfa wieder Sehnsucht wecken?
Die Strategie sei schon mal stimmig, sagt Paolo Tumminelli, der in Köln als Designprofessor arbeitet und die Markenberatung Goodbrands betreibt. Zudem ist der gebürtige Mailänder quasi von Geburts wegen ein Alfa-Fan. Tumminelli hält die Separierung der Marken im Fiat-Konzern für schlüssig: "Es gibt schon genügend Vollsortimenter wie VW, Toyota oder mittlerweile sogar BMW und Mercedes, die vom Kleinwagen bis zur Luxuslimousine das gesamte Portfolio abdecken. Das darf Marchionne mit seinen Marken gar nicht erst versuchen." Schlauer sei es, jede einzelne Marke zu spezialisieren, um so unterschiedliche Kundenwünsche im Konzern abzudecken.
Tatsächlich komme es nun auf die neuen Alfa-Modelle an. "Niemand hat auf einen Alfa Romeo gewartet, weil ihm BMW, Audi, Mercedes oder Jaguar kein passendes Auto bieten können", sagt er, "sondern wenn man einen Alfa kauft, dann aus Sehnsucht. Und die müssen die neuen Autos erst wieder wecken."[/article]