Z4 Coupé 3,0si und Evo IX von Gassner

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SEAT Leon ST Cupra 300 4Drive; Skoda Octavia Combi 1.6 TDI Ambition
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Fahrbericht Z4 Coupé 3,0si und Mitsubishi EVO IX von Gassner

Ja, man könnte nun sagen: Wie unfair, 350 gegen 265 PS, 425NM gegen 315NM, Turbo gegen Sauger, Allrad gegen Heck. Aber um es mal ganz klar zu sagen, so unfair ist der Test gar nicht. Zumindest aus subjektiver Sicht.

Beide Fahrzeuge sind Sportmaschinen schlechthin. Der EVO schon in Serie der wohl am einfachsten zu fahrende Drifter und das Z4 Coupé die messerscharfe und nervöse Driftmaschine schlechthin(welche nur der M noch toppen kann).

Fangen wir wie immer bei Aussendesign und Emotionen an:

Und hier ist ganz klar, der rumgröhlende Proll im auffälligen Gelb trifft auf den sportlichen Gentleman in Schwarz.

Das Z4 Coupé ist ja nun jeden bekannt, von aussen war das Auto eigentlich Serie und das Sportfahrwerk konnte man zwar spüren, aber wirklich tiefer war er nicht. Das Saphirschwarz metallic ist eine wunderbare Farbe und passt hervorragend zu dem Wagen.

Jedoch waren mir die 17 Zöller rein optisch viel zu mickrig und wirken recht verloren in den grossen Radhäusern.

Nun aber mal meine persönliche Meinung zu dem Coupé. Für mich persönlich war das Z3 Coupé das formschönste Auto welches BMW nach dem Z8 je gebaut hat. Der fahrende Turnschuh schlechthin, der Z4 kommt so ziemlich danach. Einfach eine fantastische Siluette, eine lange Motorhaube und man sitzt mit dem Arsch auf der HA. Man hat es geschafft dem Turnschuh Eleganz einzuhauchen.
Von vorne sieht die Kiste aus wie ein Hai auf der Jagd und das Heck sieht einfach zum anbeisen aus. Eben recht aggressiv und knackig. Kurz um, der Z4 ist eines der schönsten Coupés welches zur Zeit zu haben ist und gefällt aus jeder Perspektive.

Doch warum sage ich Proll gegen Gentleman. Nun ja, gegen den EVO ist jedes andere Serienauto ausser der Subaru WRX STI ein Gentleman. Der Evo fällt auf. Immer und überall. Und das nicht nur wegen der Signalfarbe gelb, sondern auch wegen dem Bügelbrett welches am Heck klebt, wegen der Motorhaube mit dem Lufteinlass und wegen dem Ofenrohr von Auspuff.

Die anderen Accessoires wie die ebenfalls kleinen 17 Zöller, die breiteren Radhäuser und die etwas anderen Schweller fallen da gar nicht mehr ins Gewicht. Der Rest ist japanische Hausmanskost.

Mir persönlich gefällt das Ganze aber. Wahrscheinlich bin ich selbst ein Proll.

Innendesign und Ausstattung:

Der Z4 ist ja den meisten bekannt, der Innenraum ebenfalls und somit brauche ich hier nur wenig zu sagen. Die Verarbeitung war sehr gut, das Alu war auch Alu, die Kombi aus hellbeigen und schwarzen Leder sah exzellent aus und die Ausstattung war nahezu komplett.
Das Auto hatte Navi, Vollleder, Aluapplikationen und Klimatronic. Insgesamt sah alles sehr stimmig aus, wenngleich mir das Armaturenbrettdesign nicht wirklich zugesagt hat.

Die Sitzposition war sehr sportlich, die Sitze hatten mir allerdings zu wenig Seitenhalt, der Schalthebel liegt optimal in der Hand und das Lenkrad war griffig und hatte die optimale Grösse.

Insgesamt war das ganze sehr luxuriös ausgestattet und war die passende Mischung aus Komfort und Sport. Zudem fühlt sich alles was man anfässt ziemlich gut an.

Der EVO hingegen ist eher spartanisch und extrem sportlich. Ausser einem Blaupunkt Radio und einer Klimaanlage hatte das Auto keine Komfortausstattung.

Zudem sieht, riecht und fühlt sich der Kunststoff extrem günstig an. Es stinkt regelrecht im Innenraum nach Rotstift was die Materialien angeht.

Doch gerade das was man beim Fahren anfässt, fühlt sich extrem sportlich an und gut an, der Schalthebel hat die perfekte Grösse, die Recaros mit Teilleder schnüren einen regelrecht den Latissimus ab und zwängen einen zusammen wie eine Presswurst, das winzige Momo Lederlenkrad ist extrem griffig und durch die perfekte Sitzposition fühlt man sich wie ein Teil des Wagens. Zum Glück eher wie ein wertvoller und nicht wie eines der Kunststoffteile.

Der Innenraum sieht alles andere als stimmig aus und hat den Charme der frühen 90er Jahre, doch das ist bei diesem Wagen eigentlich Wurst, da es sich auf das Nötigste beschränkt. Der EVO ist das was er ist, ein reines Sportgerät. Nicht mehr und nicht weniger.

Fahrwerk und Bremsen:

Der Z4 war mit Runflat Bereifung ausgestattet und hatte ein Sportfahrwerk. Ergo war zwar der Innenraum komfortabel, das Fahrwerk allerdings nicht. Es war stossig, ruppig und wirkte etwas unterdämpft. Eigentlich komisch, aber ich denke das liegt eben an den Reifen.
So wären längere Ausfahrten zur Belastbarkeitsprobe der Zahnfüllungen und zum Auslöser vorzeitiger Rückenprobleme.

Jedoch muss ich sagen da gerade das für hervorragende Drifts geeignet war. Auf die Kurve zu, anlenken, einlenken, aufs Gas und schon wurde die Kurve quer durchfahren. Jedoch muss man höllisch aufpassen, da man eben auch schnell unfreiwillig nen Drift hinlegt sobald das DSC aus ist. Ohne DSC wird das Auto bei feuchter Strasse zum nervösen Heckschwänzler der nach kurzem untersteuern sofort zum übersteuern neigt wenn man das Gas betätigt. Wenn man es weiss ist es gut und spassig. Ohne dieses Wissen schaut man schneller in ne andere Richtung als einem lieb ist. Mit DSC hingegen ist das Auto lammfromm und nicht quer zu bekommen.

Ich bin eigentlich nur ohne DSC gefahren, da man ja sozusagen mit dem Arsch direkt auf der HA sitzt und somit jedes Ausbrechen des Hecks schon frühzeitig in den Backen merkt um schnell reagieren zu können. Somit habe ich eigentlich mehr Drifts provoziert statt schnell zu fahren. Wobei man das natürlich ebenfalls extrem gut machen und eigentlich messerscharf durch jede Kurve schneiden kann wenn man will.

Die Bremsanlage war allen Situation seht gut gewachsen, wenngleich ich nach einer längeren Bergfahrt ein merkbares Fading hatte welches aber schnell wieder weg war.

Den EVO zu fahren ist gänzlich anders:

Er ist sehr straff abgestimmt und teilt recht ordentlich aus. Dennoch wirkt das ganze harmonischer als der Z4 mit seinen Runflats. Die Dämpfung scheint perfekt auf die Härte der Federung abgestimmt zu sein, das Ganze ist noch direkter und wirkt perfekt für Traktion und Kurvenhatz.

Durch den Allradantrieb und das Differential wird jegliche Kurve erst im leichten Drift angefahren um später zu einer gefühlten Geraden zu mutieren. Man kann das Auto nur mit extremer Überschussgeschwindigkeit aus der Ruhe bringen. Gassner scheint dem Evo die komplette Untersteuertendenz aberzogen zu haben. Man lenkt ein und sofort kommt das Heck, man geht aufs Gas und schiebt maximal über alle Viere oder im leichten Drift zum Kurvenäusseren um wenig später ohne Traktionsprobleme aus der Kurve herauszuschiessen. Das Ganze geht so kinderleicht das man nicht einmal merkt wie schnell man unterwegs ist. Erst wenn man mitten in einer Kurve auf ein anderes Fahrzeug aufläuft wird einem das bewusst. Und dann ist es gut das die Bremsanlage tadellos funktioniert, allerdings ebenfalls nach hartem Einsatz zum leichten faden neigt.

Was mir etwas merkwürdig vorkam war das die Lenkung und die Kupplung extrem leichtgängig waren, die Bremse hingegen extremen Kraftaufwand benötigte. Das war etwas irritierend aber ist auch Wurst.

In noch keinem Auto war ich so spielerisch unterwegs und man könnte das Auto mit zwei Fingern am Volant nem Pass hochjagen ohne zu schwitzen.

Motor, Sound und Getriebe:

Den 3 Liter kenne ich ja schon. Einfach der Sahnemotor schlechthin. Der Sound ist einfach nur genial, vom tiefen Bass im niedrigen Drehzahlbereich, über sportlichen Sound im mittleren Bereich bis hin zum metallischen kreischen kurz vor der Schaltgrenze. Dieser Motor beherrscht alle Tonlagen die einem Fahrer das Erpelskostüm anziehen lässt.

Der Motor spricht sehr sensibel auf jeden Gasstoss an, hat untenrum ordentlich Dampf, im mittleren Bereich zieht er noch mal ordentlich an um ab 5000 U/min loszulegen wie ein Grosser. Die Kraftentwicklung ist dabei spektakulär gleichmässig und es macht einfach Laune alle Drehzahlen durchzujagen. Man hat also immer Kraft und dabei auch noch eine unglaubliche Drehfreude.

Drückt man dann noch das magische Knöpflein mit der Bezeichnung Sporttaste, dann klingt das Auto noch gewaltiger und spricht noch sensibler auf Gasberührungen an. Man denkt subjektiv das Auto hat auf einmal 30 PS und nen halben Liter Hubraum mehr.

Das Getriebe schaltet sich direkt, hart und fotztrocken. Man hat das Gefühlt das Metall würde fast ohne Schmierung ineinander Krachen. Doch gerade das macht Spass, man knallt einen Gang nach den anderen rein um den wunderbaren Sound des Motors zu geniessen. Einfach nur fabelhaft.

Die Fahrleistungen waren respektabel, von 60-160 habe ich 10 Sekunden glatt gestoppt. Der Verbrauch lag laut Bordcomputer bei 15,7 Liter was angesichts meiner fahrweise in Ordnung geht.

Ganz anders ist da der Motor des EVO. Man merkt das dort nur 2 Liter Hubraum in Kombination mit einem grossen Turbo werkeln. Man kann zwar bei 60 ebenfalls schaltfaul im 6ten Gang vor sich hintrödeln, doch drückt man unter 3500 U/min immer ins gefühlte Leere. Es passiert Gefühlt nichts wenn man aus dem Z4 mit aktiver Sporttaste in den Evo umsteigt. Man würgt das Auto sogar ab weil man das direkte Ansprechen des BMW gewohnt ist. Ich bin gleich zweimal über ne Kreuzung gehoppelt statt anzufahren. Das ist einfach viel weniger als man von den Zahlen her auf dem ersten Blick erwartet. Ich meine 350 PS und 425 NM sind doch mal ein Wort.

Doch das Ganze ändert sich wenn man sich die Art und Weise des Motors vor Augen hält. Kleiner Motor und grosser Turbo. Also ne Büchse nach dem alten Stil. Sobald man die 3500er Marke erreicht merkt man die Zahlen, und wie man die merkt. Dank Allrad und Sperre bekommt man in den ersten 3 Gängen jedes mal den Tritt eines Sumos ins Kreuz und der Motor stürmt gen 7000er Marke als wäre Tom hinter Jerry her. Einfach brachial und rüde.

Das Getriebe schaltet sich noch knochiger allerdings auch hakeliger wie das im Z4. Die Schaltwege sind noch kürzer und man flippert sich regelrecht durch die Box.

Der Sound war allerdings bei allen Aktion relativ mau. Gerade wenn man vorher den 3Liter BMW gehört hat. Zwar zischt, pfeift und röchelt der Motor wie ein Rallyauto, was mich sehr anmacht, doch hinten raus kommt nur heisse Luft. Nun ja, das ist bei nem Turbo eben so.

Die Fahrleistungen sind dementsprechend gut, 8 Sekunden von 60-160 sind in Ordnung für die 1530 Kilo Fuhre. Doch das beschreibt nicht das subjektive Gefühl wenn der Turbo anfängt auf den Hinterkopf zu dreschen das im vorderen Teil des Kopfes kein Blut mehr ist.

Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum die Fahrer dieser Kisten Verbräuche von 25 Litern in Kauf nehmen. Wieviel es genau waren kann ich nicht sagen, doch nach 20 Minuten war aus nem ¼ Tank eine gelbe Kontrollleuchte geworden. Also 10 Liter rein um nach weiteren 20 Minuten das selbe Bild zu sehen.


Fazit:

Ganz klar, das bessere Auto ist der Z4. Klar ist ein Coupé grundlegend anders. Mit ner anständigen Bereifung, nem besseren Fahrwerk und sportlicheren Sitzen wäre das Auto nahezu perfekt. Es bietet Komfort (eingeschränkt) und Sport gleichermassen.
Der Sound ist nahezu perfekt und der Motorlauf einfach Sahne. Nur fehlen dem Auto etwa 78 PS und etwas über 0,3 Liter zum wahren Glück.

Der Evo ist alles andere als perfekt. Er ist „billig“, säuft wie ein Loch, gibt sich wie ein absoluter Vollproll und hat einen Motorlauf den man nur als mehr als explosiv bezeichnen kann. Doch in punkto Sportlichkeit, Fahrleistungen und Dynamik macht dem Auto keiner etwas vor. Es ist nirgends so einfach rasend schnell unterwegs zu sein. Kein anderes Auto lässt sich so bewegen ohne das dabei wirklich eine brennslige Situation entsteht. Und man ist ohne es zu merken einfach nur sauschnell.

Ich würde für den Alltag mit sportlicher Würze den Z4 nehmen, den Evo kann man trotz 4 Türen und grossen Kofferraum nur als Zweitwagen empfehlen. Eigentlich sollte es umgekehrt sein.
 
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